Dorf,  Natur,  Ortsheimatpflege

Tür an Tür mit den Schwalben

In Verliehausen leben seit Jahren Schwalben Tür an Tür mit den Menschen. Es sind Mehlschwalben die sich an unseren Häusern niederlassen. Vorausgesetzt sie finden genügend Futter, Baumaterial und werden geduldet.

Das genau ist in Verliehausen, auch bei Familie Gerke, der Fall. 2 Mehlschwalbenpaare bauen und leben seit vielen Jahren direkt über der Haustür. Familie Gerke duldet sie gerne. Obwohl die Schwalben ja die blöde Angewohnheit haben, ihren Kot direkt vor der Haustür zu entsorgen.

Aber das macht nichts, so Frau Gerke, wir legen da Pappen aus und reinigen diesen Bereich über diese paar Monate besonders gründlich.

Wir freuen uns immer schon darauf wenn die Zeit genommen ist, dass sie wiederkommen.

Schwalben gelten  überall als Glücksbringer, die das Haus vor Feuer und Blitz sowie das Vieh im Stall vor Krankheiten bewahrten.

Die meisten Menschen mögen Schwalben, und als Kulturfolger fühlen sich die Vögel in einer von Menschen geprägten Umgebung, grundsätzlich wohl.

Dennoch sind sie stark gefährdet. Der Rückgang an Nahrung, aber auch der Fehlen von Baumaterial könnten hier eine Rolle spielen.

Denn Schwalben fressen Fliegen. Und das nicht zu knapp: Gemäß Vogelwarte Sempach bringt ein Schwalbenpaar 250 bis 350 Portionen mit 15 bis 20 Insekten pro Portion zum Nest. Das sind gut 1200 bis 7000 Insekten pro Schwalbenpaar und Tag oder etwa 600 bis 3500 Insekten pro Schwalbe. Für die Aufzucht einer ganzen Schwalben-Brut werden etwa 1,2 kg Insekten gebraucht. (www.diegruene.ch)

Der ständige Rückgang der kleinteiligen Nutztierhaltung, die unsere Kulturlandschaft geformt hat, entzieht auch den Schwalben, gerade im Frühsommer, die Nahrung. So gelten die Schwalben als Nützling an und im Stall. Durch die Dezimierung der Fliegenlast dort, werden die Krankheitsübertragen minimiert.

Aber auch wir profitieren. Wenn wir im Sommer auf der gepflasterten Terrasse sitzen und, wie in den letzen Jahren zunehmend zu beobachten, von Mücken und Bremsenplagen genervt werden, sollten wir an die Schwalben denken. Denn viele Nester im Frühsommer schützen uns im Sommer.

Für den natürlichen Nestbau ist es gut, wenn schlammige, feuchte Stellen vorhanden sind.

Zubetonierte Dorfer und Gepflasterte Höfe verhindern die Aufnahme von Baumateriel. Schwalben benötigen  feuchte lehmige Erde zum Bau ihrer Nester.

Tatsächlich machen sich Schwalben ja nach Art und Jahr unterschiedlich – ab Ende August reisefertig. Sie sammeln sich zunächst bis Ende September, um dann die  über 5.000 Kilometer lange Reise nach Süden anzutreten.

 

Friedbert Leßner

Ortsheimatpfleger Verliehausen

Das Haus der Familie Gerke in Verliehausen, Offenser Straße
Das Haus der Familie Gerke in Verliehausen, Offenser Straße